Locomotora

Cab Forward AC 12 Nº 4294
Die einzige erhaltene AC 12

Es fällt manchmal schwer, die amerikanische Eisenbahn Philosophie richtig zu würdigen. Man denkt sofort an Riesen Ungetüme, an Superlative  wie den Big Boy oder die Challenger. Dabei übersieht man mit Leichtigkeit andere, nicht unwichtige Aspekte. Einer davon ist der Arbeitsplatz des Dampflokpersonals. Während die europäischen Lokführer und Heizer auf  kaum geschützten Plattformen, der Unbill der Witterung ausgesetzt, schuften mussten, erfreuten sich die amerikanischen Kollegen einer angenehmen Kabine. Man vergleiche nur den Amerika Typ wie den berühmten General des Bürgerkrieges mit seinen Zeitgenossen der alten Welt. Dazu kamen dann später Annehmlichkeiten wie der Stoker anstelle des mühseligen Kohleschaufeln, oder die Sitzgelegenheit sowohl für den Lokführer als auch für den Heizer.

Cab Forward in voller Fahrt
Mit dem "Fruit Block unterwegs über den Tehachapi


Auf den tunnelreichen Strecken der Southern Pacific, als da wären der Donner Pass oder Tehachapi, ergab sich bald ein weiteres Problem. Die grossen Dampfrösser vom Typ Mallet, doppel Consolidation (2-8-8-2) und Yellowstone (2-8-8-4) erschwerten das Atmen des Personals ungemein mit ihrer Rauchentwicklung in den zahlreichen Tunnels und Lawinengalerien. Die Lösung war einfach, man brauchte nur die Lok um zu kehren, was dadurch vereinfacht wurde, dass die SP Maschinen Öl gefeuert waren. Also fuhren die Loks mit dem Führerstand voran und dem Tender hinten an die Rauchkammerseite angekuppelt über die Berge. Auf Betreiben des um seine Sicherheit besorgten Personals wurde die Stirnwand mit speziellen Schutzschildern verstärkt um so bei eventuellen Zustammenstössen gewappnet zu sein.

Cab Forward AC 12
Im Hafen von Oakland


Die ersten Modelle (MC 1  und MC 2) waren echte Verbund – Mallets mit der Achsfolge 2-8-8-2 (1-D(D-1) h4). Die Typenbezeichnung leitet sich von Mallet Consolidation ab. Wie in ganz Amerika wurde aber sehr bald das Verbundsprinzip zugunsten eines einfachen 4 Zylinder Antriebs aufgegeben. Daher auch die spätere Bezeichnung AC für „Articulated Mallet“ welche vo0n AC 4 bis  AC 12 reicht. Ab der AC 6 brachten sie stolze 6000 Ps auf die Schiene. Ingesamt wurden 256 Cab Forward gebaut.
Ihre grösste Zeit war ohne Zweifel während des zweiten Weltkrieges, als der pazifische Kriegsschauplatz Nachschub ohne Unterlass verlangte. Danach sah man sie noch oft mit den typisch schweren und langen Güterzügen. Einer davon war der 100 Wagen lange und 6000 Tonnen schwere „Fruit Block, der gekühlte Produkte aus Kalifornien gen Osten brachte. Oft waren es 2 AC 12 an der Spitze, eine in der Mitte und eine andere fast am Ende des Zuges, die das Ganze über die Pässe schleppten.

Cab Forward AC 11 in einer Donner Pass Galerie
In einer Galeria auf dem Donner Pass (MSTS)


3DTS hat diese Loks für den MSTS umgesetzt (Addons „Donner Pass“ und „Vintage over Tehachapi“). Man hat dabei wirklich das Gefühl, ein Ungetüm zu steuern, schwerfällig in der Reaktion und voller ungestümer Kraft die nur darauf wartet los zu donnern. Die Grafik ist perfekt, der Sound überwältigend. Es empfiehlt sich, diese Loks mit dem Raildriver zu fahren, nur so lassen sich die Bremsen einigermassen unter Kontrolle zu halten. Dank des Programmes „RDTrain Fix“ von Uhen hat man den Raildriver in wenigen Augenblicken für diese Loks eingestellt und ab geht die Post, Volldampf voraus.

Der Führerstand einer AC 11
Im Führerstand einer AC 11 (MSTS)

In voller Fahrt im MSTS
Volldampf voraus (MSTS)

Railworks hat nun auch die Cabforward herausgegeben. Man kann nun also erleben, wie das war eine Dampflok mit der Kabine vorne zu führen. Ein besonderer Reiz besteht darin, auch auf dem Heizersessel Platz zu nehmen. Alles in allem eine sehr gelungene Rekreation einer legendären Lokomotive.   

Die Kabine in Railworks
Die Kabine und ihre Instrumente.

 


Die 4272 bei der Ausfahrt aus dem Roseville Yard